Dr. Siegfried und Rosi Rothschild

Siegfried Rothschild leitet seit 1938 ein Waisenhaus in Antwerpen und engagiert sich zusammen mit seiner Frau Rosi für die Kindertransporte nach Belgien.

Siegfried Rothschild wird 1907 als erstes Kind von Dr. Leopold und Zippora Rothschild geboren. Als er sechs Jahre alt ist, zieht die Familie nach Dinslaken, wo sein Vater die Position des Direktors des Israelitischen Waisenhauses übernimmt.

Siegfried besucht die jüdische Volksschule und das Dinslakener Reformrealgymnasium. Er absolviert eine Schlosserlehre und legt 1928 in Dinslaken das Abitur ab. In Würzburg studiert er Psychologie und heilpädagogische Erziehungswissenschaften, später in Frankfurt/M. Biologie und Physik.

Hochzeitsanzeige von Siegfried Rothschild und Rosi Kugelmann, 1933

© Der Israelit, 8. Juni 1933

Rosi Rothschild, ca. 1938

© Belgisches Staatsarchiv

Dr. Siegfried Rothschild 1941 oder 1942 im Lager Gurs

© Yad Vashem

1933 heiratet er die Erzieherin Rosi Kugelmann aus Fulda. 1934 wird Tochter Miriam, 1936 Tochter Eva geboren.

Seit 1933 arbeitet Siegfried Rothschild im jüdischen Kinderheim AHAWAH in Berlin. 1935 und 1936 vertritt er seinen Vater im Waisenhaus Dinslaken. Im Juli 1937 übernimmt er die Leitung der AHAWAH.

Kurz darauf wird Siegfried Rothschild die Leitung des Antwerp Joods Weeshuis angeboten und er zieht mit seiner Familie 1938 nach Antwerpen. Seit November 1938 engagiert sich Rosi Kugelmann-Rothschild im Komitee Voor Het Joodsche Kind.

Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Belgien wird Siegfried Rothschild wie Tausende anderer als „unerwünschter Ausländer“ von den belgischen Behörden in das unbesetzte Südfrankreich gebracht.

Rosi Kugelmann-Rothschild bleibt mit den Töchtern im Waisenhaus zurück. Tatkräftig leitet sie die Institution während der Besatzungszeit. Im Januar 1944 wird der Standort Antwerpen von den Deutschen geschlossen und das Haus nach Lasne verlegt. In den letzten Kriegstagen bringt Rosi Rothschild die Kinder an verschiedenen Orten unter und rettet so ihr Leben. Nach der Flucht der Deutschen holt sie die Kinder aus ihren Verstecken und bringt sie in den Heimen Linkebeek und Wezembeek unter.

Siegfried Rothschild ist seit 1940 in den Lagern St. Cyprien, Gurs und Rivesaltes inhaftiert. 1943 gelingt ihm die Flucht in die Schweiz. Nach kurzzeitiger Internierung arbeitet er für die Basler Hilfe für Emigrantenkinder. Ende Mai 1945 kehrt er nach Belgien zurück.

In Auderghem übernimmt Dr. Rothschild die Leitung eines Waisenhauses. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in den USA, wandert die Familie 1951 nach Israel ein, wo Siegfried – nun Pinchas – Rothschild, die Verantwortung für ein Waisenhaus in Afula übernimmt.

1980 verstirbt Rosi Rothschild in Jerusalem, ihr Ehemann Siegfried im Jahr 2001. AP